Kinder, wie die Zeit vergeht. Vor 7! Jahren brach ich auf nach Ozeanien. Und obwohl es schon so lang her ist, fühlt es sich immer noch so nah an. Es vergeht selten auch nur eine Woche, in der ich nicht an den einen oder anderen Moment von damals denke. Ich bin für diese Zeit dankbar. Dankbar für all das was ich erleben durfte. Leider habe ich aufgrund eines Speicherkartenproblems den Großteil meiner Fotos verloren, das stößt mir immer noch bitter auf. Aber ich habe mein privates sicherlich etwas schlampig geführtes Reisetagebuch und Louise sendete mir ein paar Erinnerungs-Fotos.

Sie lebt mittlerweile im schönen Cornwall direkt an der Küste. Ich in Dresden Pieschen. Immerhin haben wir einen 10 Meter langen Elbstrand hier. Da sind wir auch ganz gern nur ist dieser im Sommer stets überfüllt und ganzjährig mit Müll bestückt.

Ich möchte nicht sagen, dass ich es hier nicht mag. Ich mag die Struktur, wir sind gut versorgt. Es fehlt uns an nichts, die Anbindungen sind super und wir wohnen sehr elbnah. Ich liebe die Elbe, das Eselnest, die Spielplätze und die Nähe zu Neustadt, Altstadt, Bahnhof und Co. Allerdings ist Pieschen dreckig und das ärgert mich sehr. Außerdem gibt es wenig Grünflächen. Viel zu wenig. Obwohl die Stadt Dresden daran arbeitet Pieschen attraktiver zu gestalten – so sind die wenigen Grünflächen vermüllt (z.B. Elbwiesen nach diversen Grillspektakeln) und/oder zugekotet. Und wenn die Hundebesitzer schon so lieb sind die Ausscheidungen der Hunde aufzusammeln, kommt im Sommer ein zusätzlich angenehmer Kakaduft aus den wenigen Mülltonnen. Ich gehe davon aus, dass dies nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Pieschen an Status gewinnt. Mit neuen, nennen wir sie betuchteren Mietern kommt gleichzeitig ein neues Flair. Das urbane Flair geht dadurch wahrscheinlich verloren. Aber irgendwas ist ja immer. Wenn es hilft Pieschen sauber zu halten, warum nicht. In anderen Stadteilen klappt es doch auch. Aber genug gemeckert und einer neuen Wohnung klappt es sicher noch. Umso schönere Neuigkeiten sind, dass wir nun endlich unser Projekt “Busausbau” in Angriff genommen haben.. Mit Wir meine ich eigentlich Farid, ich hänge nur so mit drin und kann aktuell nur ja und nein zu Duschkabinenstöpseln oder Belüftungseinheiten sagen. Doch dazu später mehr. Ich bin (noch) Vollzeit mit unserem kleinen Wirbelzahn beschäftigt.

Mamamia

Mittlerweile bin ich Mama von einer 16 Monate alten Tochter und von „esse ich Eier zum Frühstück oder lieber zum Abendbrot“ ist ein strukturierter und fast schon geplanter Tag geworden. Neben der Betreuung der Kleinen kommt zusätzlich ein enormer Berg Wäsche und Haushalt und Haushalt und Haushalt. Viel Zeit für sich selbst bleibt nicht. Oder wie wird es so liebevoll in der Social Media Welt genannt? “Me-time”. Ja, nee, danke. Die Zeiten sind wirklich vorbei. Me-time bedeutet für mich schon eine heiße Dusche oder in Ruhe aufs Klo gehen. Selbst das Öffnen des fertigen Geschirrspülers hat einen gewissen Spa Moment. Ich hole mir dafür meine Energie aus der Natur und bin mit meiner Kleinen viel draußen, auch zum Mittagsschlaf.

Ich habe es oft versucht, sie im Bettchen schlafen zu lassen. In den ersten Monaten war das wirklich hart, denn so einigen Schlaf hätte ich wirklich gebrauchen können. (Ehrlich gesagt ist es mir ein Rätsel, wie ich das damals geschafft habe). Teilweise war ich drei mal täglich mit draußen. Aber im Nachhinein tat mir die Bewegung wirklich gut – vor allem für meinen Kopf. Experten schlagen sicherlich Alarm. Ich akzeptiere es einfach. So habe ich wenigstens die Möglichkeit auf frische Luft, ausgedehnte Spaziergänge, Radtouren und hoffentlich bald auch wiederregelmäßigere Wandertouren. An Erlebtem mangelt es uns glücklicherweise nicht.

Vor dem Muttersein hatte ich schon immer Respekt. Ich konnte mir einen Alltag mit Kind nicht vorstellen oder besser ich konnte mir ein Kind in MEINEM Alltag nicht vorstellen. Ich war die Gemütlichkeit des Seins – von morgens mit Kaffee und Schokolade am Bett oder wöchentlichen wunderbaren Wanderungen bis abends mit Schlagzeug Sessions oder Beauty Sessions oder Netflix Sessions. Wie sollte da ein Kind reinpassen? Ab und an treffe ich auf Mütter, die ihre Bedürfnisse gut unterbekommen aber bei mir ist das leider nicht so. Vielleicht kommt das auch noch. Aber wenn ich in eine picobello saubere Wohnung mit Kleinkindern betrete wundere ich mich oft, wo denn die Familien wohnen. Aber so ist das jetzt eben und das ist ok. Mein altes Leben war schön und mein neues Leben ist auch schön und ich schätze mal, dass das alte Leben schneller wieder kommt, als mir lieb ist. Auch wenn dann die Beauty Sessions dann sicherlich vergebene Liebesmüh sind. Hellooo Schrumpelhaut. Jetzt greife ich noch mal herzhaft in meine Tüte von Dr. Quendts Dinkelchen, streichel meinen vollgefutterten Bauch und trinke meinen Kaffee, selbstverständlich entkoffeiniert. Me-time!

Bye bye Baby

Aber so ist das mit der Zeit. Du dich versiehst, ist die Elternzeit vorbei. Bald beginnt die Eingewöhnung. Für mich geht eine besondere Zeit zu Ende. Auf der einen Seite habe ich endlich wieder etwas mehr Zeit für mich bzw. meine Projekte. Mein Anreiz ist natürlich Hania tagsüber viel erleben zu lassen. Doch machen Haushalt und Co. ab und an doch einen Strich durch die Rechnung. Oder es gibt Tage, an denen ich nicht so viel Energie habe oder einfach nur müde bin. (Oh, diese Müdigkeit). In diesen Momenten läuft sie im Alltag nebenher und das tut mir dann immer leid. Dann bin ich überzeugt, dass sie wenigstens vormittags bei der Tagesmama gut aufgehoben ist. Sie hat Kinder zum Spielen, eine neue Umgebung, wird mehr gefordert…

Auf der anderen Seite geht eine intensive Zeit zu Ende. Unsere Zeit. Das macht mich traurig. Farid meinte schon, dass die Eingewöhnungsphase wohl eher für mich ist als für sie. Ich wünsche mir sehr, dass er Recht behält. Ich hoffe, sie fühlt sich wohl und ich wünsche mir, dass sie bei Ihrer Tagesmama glücklich ist. Aber tatsächlich mag ich den Gedanken viel Zeit mit meinem Kind zu verbringen und ich weiß, dass ich eine kleine Außenseiterin damit bin. Zumindest in meinem Umfeld. Ich habe kein Interesse an einem stressigen Job: Schnell Kind von Kita abholen, schnell nach Hause oder zum Einkaufen und oder der schnelle Quoten Besuch auf dem Spielplatz mit Handy daneben stehend und E-Mails checkend – natürlich immer die Zeit im Blick. Das ist kein urteilen. Wirklich nicht. Jeder wie er mag und jeder wie er kann. Aber mich stimmt das nachdenklich und frage mich: Kinder und Kapitalismus, passt das? Was sind die Möglichkeiten? Wie kann ich mein Kind aufwachsen sehen und dennoch finanziell gut dastehen?

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