A̱ben·teu·er Substantiv [das]

Als Abenteuer (lat.: adventura: „Ereignis“; mittelhochdt.: aventiure) wird eine risikoreiche Unternehmung oder auch ein Erlebnis bezeichnet, das sich stark vom Alltag unterscheidet. Es geht um das Verlassen des gewohnten Umfeldes und des sozialen Netzwerkes, um etwas Wagnishaltiges zu unternehmen, das interessant, faszinierend oder auch gefährlich zu sein verspricht und bei dem der Ausgang ungewiss ist. In diesem Sinne gelten und galten Expeditionen ins Unbekannte zu allen Zeiten als Abenteuer
(Quelle: wikipedia)

Ich wurde weder von einem Tiger gebissen, noch von einer Schlange hypnotisiert oder wachte in dem übersäuerten Magen eines Wales auf. Nein, ich wollte eine Glühwürmchenhöhle sehen. Doch zurück zum Anfang.

Aston’s Onkel gab uns den Tipp einer Glühwürmchenhöle in Pohangina, im Süden der Nordinsel Neuseelands. Er versprach uns wunderschöne Wasserfälle, Glühwürmchen zum Anfassen und den schöhööönsten Campingplatz, den es in ganz Neuseeland gibt.

Astons Onkel war überhaupt eine Marke für sich. Am Morgen gab es bereits das erste Bier und nen Joint. Leider hatte er auch Pech mit seinen Beißerchen, aber das ließ ihn (ich hoffe das ist auch noch so) nie das Lachen verderben. Alles in Allem war bzw. ist er sehr sehr herzlicher Mensch, immer gab er uns Kleinigkeiten zum Essen, machte uns Feuer und hieß uns herzlich willkommen.

Kurz bevor wir aufbrechen wollten, skizzierte er uns die Wegbeschreibung auf einem Blatt Papier, dann verabschiedeten wir uns und machten uns auf ins „Abenteuer“.

Fakt Nummer 1: Um zum Ziel zu kommen halte Karten/Wegbeschreibungen immer (wirklich immer) richtig herum!

Once a company, two’s a crowd!

Die Fahrt wollte und wollte kein Ende nehmen und stundenlang holperten wir über Stock und Stein – und das mit unserem kaputten Oskar. Nach einigen Flüchen später, erreichten wir den Campingplatz zu später Stunde. „Closed in fall“ – „Im Herbst geschlossen“. Verdammt!

Fakt Nummer 2: Öffnungszeiten beachten!

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Wir hatten Glück im Unglück und der Campingplatzbesitzer wohnte gleich um die Ecke. Er wirkte etwas verwirrt, dass jetzt noch Touristen zum Campen kommen. Während er das sagte, blickte ich auf meine roten Handschuhe. Als ich ausatmete, schaute ich dem hellen Dampf hinter her.

Kostenlos durften wir auf einem seiner Campingplätze übernachten. Es gab zwei. Einen linken und einen rechten. Selbstverständlich nahmen wir den Linken, denn es stand Plumsklo vs. Spülklo und überhaupt schien auf dem Linken die Luft viel besser. Heimlich schlichen wir uns, sofern es sich mit einem Van schleichen lässt, auf den linken Campingplatz.

Das Areal war riesig. Mein Lieblingsmonat Herbst färbte die Bäume und Sträucher in wunderschöne Farben.

Das lauwarme Wasser aus der Dusche war uns egal. Wir waren im Garten Eden und wir waren allein.

Alcohl is not the answer, but makes you forget the questions.Leider gehöre ich nicht zu den entscheidungsfreudigsten Personen und so hatte ich einige Schwierigkeiten einen geeigneten Stellplatz für unseren Oskar zu finden. So ist das mit den vielen Optionen, gibt es zuviel, kann man nur probieren. Also kreisten Oskar und ich unseren Stellplatz ordnungsgemäß ein. In meinen Augenwinkeln sah ich die kopfschüttelnde Louise.

Dieser Moment erinnerte ich mich an meine gute Fee. Nein, ich bin nicht von allen guten Geistern bzw. Feen verlassen. Die Rede ist von einem Golden Retriever eines guten Freundes und sie hatte großen Spaß Stöckchen zu fangen beziehungsweise und zu unserem Leidwesen halbe Baumstämme.

Sie war nicht der beste Spürhund und so verhalf sie sich mit der wunderbaren Methode ihre „Beute“ einzukreisen. Immer schön von außen nach Innen. MEIN Hund, übrigens ein Spürhund, der nur Essen oder totes Getier aufspürte, interessierte sich nicht die Bohne für geworfene Stöckchen. Doch das ist eine andere Geschichte und gehört nicht hier her.

Als der perfekte Stehplatzt gefunden, begann der Magen zu knurren. Unsere Essensvorräte waren bescheiden: Käse, Brot, Wein. Wir aßen und tranken und waren so in unsere Gespräche vertieft, dass wir die Zeit vollkommen vergaßen. Erst als der Mond schon hoch am Himmel stand, bemerkten wir, wie spät und vor allem wie kalt uns war. Und was hilft gegen Kälte? Bewegung.

Also wurde der iPod angestöpselt, die Lautstärke auf maximum gestellt und ab ging die Post. Wir tanzten und lachten und tanzten bis wir glühten. Bald war uns so warm, dass wir uns nach und nach unserer Kleidung entledigten. Der Wein floss, der Mond lachte und die Sterne funkelten. Die Hexen von Eastwick hatten riesigen Spaß. Nur mit Wanderboots bestückt, hüpften wir im Mondschein über das nasse Gras und verloren komplett unser Zeitgefühl. Nachdem uns wieder kalt wurde, wer hätte das gedacht, verlagerten wir die Party in den Van und jubelten und grölten bis tief in die Nacht. Irgendwann, ja irgendwann gingen wir zu Bett. Ich weiß nicht wie, ich weiß nicht wann ich weiß nur, dass der Wein alle war und das dies die einzige Tragödie an diesem Abend war.

Der nächste Morgen // Buschfunk // Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwachDie Sonne kitzelte meine Nase. Ich blinzelte schwer durch meine Augen, legte mich auf den Rücken und hatte furchtbare Kopfschmerzen. Ich schaute auf die Uhr, es war mittag. Ich tastete auf in mein Gesicht und entfernte ein Stück von dem Käsepapier. Ich begann zu schmunzeln. Andere bauen Häuser, andere bekommen Kinder und sind verheiratet. Mir klebte Käsepapier auf der Wange.

Fakt Nummer 3: Ich trinke nie wieder (Anm. d. Redaktion – ja sicher!)

Die Sonne strahlte vom Himmel. Es war der perfekte Herbsttag. Mit Sonnenbrille auf der Nase genossen Louise und ich ein dürftiges jedoch herrliches Katerfrühstück. Unerfreulicherweise ohne Käse.

Jäh` wurden wir von der Stille unterbrochen und ein Auto fuhr auf uns zu. Uns blieb das Katerherz stehen. Schließlich durften wir hier überhaupt nicht sein. Wir suchten krampfhaft nach einer adäquaten Ausrede. Eine Dame stieg aus dem Wagen und lief mit ernstem Gesicht auf uns zu. Wir begrüßten sie so freundlich wir konnten. Womöglich glich unser Lächeln eher einer Grimasse. Überraschenderweise erwiderte sie die das Lächeln, gesellte sich kurz zu uns und stellte fest welch wunderschönes Wetter doch heute sei.

Anschließend fragte uns die Dame, ob wir ebenfalls den Lärm in der Nacht gehört hätten. Louise schaute zu mir, ich schaute zu Louise. Wir schüttelten unschuldig den Kopf und bewunderten insgeheim die Boxen von Oskar.

Der Weg ist das Ziel.
Auch wenn mir einige nicht glauben werden, doch auch ich bin gern vorbereitet. Somit schlug ich meiner Engländerin einen vorab-Besuch in der Glühwürmchenhöhle vor.
Vergnügt und etwas „hangovered“ stiefelten wir los und folgten einem anspruchslosen Naturpfad, welcher in einen dichten Wald führte. Auch die Neuseeländer lieben die Vorbereitung und nageln pinkfarbene Plastikwegweiser in die Bäume — allerdings führen diese ins Nirgendwo. Auch wenn der Weg das Ziel ist, da wo ein Weg sein sollte, war keiner. Nur Gestrüpp, Geäst, Tierkadaver, deren Darmexkremente und Plastikpfeile.
Wir kämpften uns also durch das Gestrüpp und  bald erreichten wir ein Gehege mit kaputten Zaun. Wir freuten uns, eine Abkürzung gefunden zu haben, doch plötzlich standen wir Angesicht zu Angesicht einem großen Bullen entgegen.IMG_1928

Mir blieb mein Herz in der Hose stecken. Ich weiß schon, es heißt entweder „Mir blieb das Herz stehen oder mein Herz fällt in die Hose“ doch in diesem Moment traf beides zu. Ich muss sagen, dass das Rotkäppchen Nerven aus Stahl gehabt haben muss. In einem solchen Moment noch zu fragen, warum der Wolf so ein großes Maul hat. Für uns hieß es jetzt dennoch Ruhe bewahren und sachte den Rückwärtsgang einlegen. Vorsichtig verließen wir das Gehege, der Bulle folgte uns bestimmt und laut schniefend. Das Herz klopfte uns bis zum Hals. „Na wenn das mal gut geht.“

Fakt Nummer 4: Zäune gibt es aus gutem Grund. 

Schnell schlugen wir uns wieder in die Büsche und fanden auch die Pfeile wieder. Zugegeben, wir hatten auch ehrlich keinen Spaß mehr und wollten nur noch zum Campingplatz. Unser Wunsch wurde erhört und dank dessen hörten wir die Straße. Sehr gut! Denkste. Die Pfeile hörten einfach auf zu… ähhhm…  pfeilen und wir standen vor einem enormen Dornenbusch welcher uns 2 Meter vom Ziel, der Straße, abhielt.
In diesem Moment wurden wir wirklich stinkig. Seit 2 Stunden irrten wir durch das Gestrüpp, wurden fast von einem Bullen gefressen, von Ameisen gebissen, von Puma’s verfolgt und dann das?
Wir schimpften und fluchten und versuchten uns erfolglos durch den Dornenbusch zu kämpfen – unseligerweise waren die Dornen stärker als wir.
Die Nacht brach herein und Umkehren kam nicht mehr in Frage. Als ich bereits anfing Holz für eine Treppe zu sammeln hörte ich Louise aufgeregt rufen:

„Isa, Isa, Isa – the way is here! I found it!!!!!“ Ich antwortete angesäuert: „This isn’t a WAY. Not at all“ aber folgte ihrer Stimme. Und siehe da? Wie von Zauberhand standen wir auf der Straße. Fassungslos sahen wir uns an: zerzaust, zerstochen, blutige Striemen im Gesicht und Geäst in dem Haar – vom Hangover keine Spur mehr. Und was war mit der Glühwürmchenhöhle? Nüscht.

Ich blickte nach Süd-Ost (also ob ich wüsste wo Süd-Ost liegt, aber das zu sagen klingt klasse). Knapp 500 Meter Luftlinie von uns entfernt entdeckte ich unseren Campingplatz. Für 500 Meter brauchten 2,5 Stunden! Im Schweiße unseres Angesichts (oder im Angesicht unseres Schweißes?)  schlurften wir kopfschüttelnd „nach Hause“. Zufälligerweise trafen wir auf unserem Rückweg auf den Campingplatzbesitzer.
Wir fragten ihn wo denn die Glühwürmchenhöhle sei. „Nur hier die Straße hinunter und dann links.“

Argggh!

Thats it oder Ende im Gelände
Gegen 20 Uhr, es war bereits zappenduster, machten wir uns auf zu den Glühwürmchen. Ausgerüstet mit Taschenlampe, Tee und Kompass bestiegen wir den Pfad zur Glühwürmchenhöhle. Um das Abenteuer spannender zu gestalten, redeten wir uns ein, dass hinter jeder Ecke ein Psychopath oder Axtmörder auf uns warten könnte.
Leider waren diese Hirngespinste die spannendsten. Wir konnten es kaum erwarten 10.000 Glühwürmchen in einer moosbedeckten Tropfsteinhöhle inkl. Wasserfall zu bewundern.
Was fanden wir vor? 30 Glühwürmchen hingen faul an der Wand, von Stalaktiten und Stalagmiten keine Spur und der Wasserfall war ein niedliches Rinnsal, welches in eine  schlammige Pfütze tropfte.
Verdutzt standen wir da und schauten uns entgeistert an. Bis Louise sagte: „That’s it!“. Lachend machten wir kehrt und kommen nun zu

Fakt Nummer 5: Keep on smiling or Life is a grand adventure. Go live it. Even when it’s just about Glowworms. 491

 

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