Meine Lieben, ich weiß ich bin euch einige Geschichten schuldig. Mittlerweile bin ich seit ca. 2 Monaten unterwegs, die Zeit vergeht unglaublich schnell. Aktuell sind Louise und ich nähe New Plymouth und während ich den Beitrag veröffentliche wird meine Nase von einer frischen Meeresbrise umweht und ich sitze an einem Sandstrand. Wir haben eine wunderschöne, doch auch turbulente Zeit hinter uns. Da ich jedoch gern die Chronologie einhalten möchte, gibt es kleine Kapitel aus Singapur und meine Ankunft in Auckland. Außerdem: Geduld ist eine Tugend. Viel Spaß beim Lesen. Fühlt euch alle fest umarmt!

Singapur – Chew ban area

Nachdem ich mich schon aufgrund meiner nicht angemeldeten Reiseapotheke und meinem nicht versteuerten 40 Gramm Tabaktütchen im Kittchen von Singapur gesehen habe, verlief der Check-out absolut unkompliziert.

Mit offenen Armen empfingen mich Jo und Karsten am 8. April um ca. 21.30 Uhr. Was folgten waren: Hitze, Dusche, Hitze, Bier, Hitze, Dusche, Hitze, Bier, Hitze, Bett, Hitze, Dusche, Hitze und Schwitzeschweiß.

Singapur hat 3 Jahreszeiten: Hot, hotter, hottest. Ich weiß nicht, wie die Singapurianer die Hitze bewerkstelligen aber ich fühlte mich nach 3 Sekunden ohne Klimaanlage wie eine Sardine in einer Sauna mit 50 Finnen ohne Tür (die Finnen ergeben keinen Sinn, klingt im Kontext einfach lustig).

Doch Singapur machte die Hitze wieder wett und ich sah die schönsten Facetten und Sehenswürdigkeiten Singapurs. Ich aß das leckerste Essen und trank das schwächste Bier. Im Übrigen gibt es keinen Kaugummi in Singapur.

Ich verlor mein Geld bei ausgedehnten Shoppingtouren oder ließ es mir bei Wellness und Spa richtig gehen. Während meiner Pedi- und Maniküre lief ein Actionfilm ohne Ton aber mit chinesischem Untertitel mit Vin Diesel. Aller 3 Minuten wurden Menschen getötet, geschlachtet oder in Stücke zerlegt. Entspannung pur.

Auch der Regenwald wurde erkundet. Nachdem die Singapurianer bis auf 1% abgeholzt haben, sind sie nun stolz wie Bolle noch ein Stück Regenwald zu besitzen. Karsten und ich haben uns ca. 2 Stunden durch den kleinen Urwald gekämpft. Es gab Affen und ich habe noch nie in meinem Leben gehört, wie laut die Natur ist. Mehrere Grillenarten, Vögel und andere Insekten zirpten, zwitscherten und summselten um die Wette und das in den verschiedensten Lautstärken, Tiefen und Höhen. Was man aber generell bei einem Regenwaldbesuch beachten sollte, ist die Mitnahme eines geeigneten Moskitosprays. Aber hinterher ist man immer schlauer.

Die Kakerlake und das Ich.

Als ich an den süßen Lädchen und Büdchen Chinatowns entlang schlenderte, begann es zu nieseln, dann zu regnen und anschließend hat es geschüttet. Ich konnte mich gerade so unter einem Blechdach retten und gesellte mich zu einem malaysischen und indischem Pärchen. Das Wasser fand unter dem strömenden Regen keinen Abfluss und stieg immer weiter an. Der Malaysier sprang beherzt auf und befreite die Abflüsse von den Brettern. An und für sich eine „kluke“ Idee, nur fanden unter diesen Brettern ca. 20 riesige Kakerlaken ihr zu Hause. Sie schossen auf uns zu oder sprangen in das Wasser und schwammen in meine Richtung. Womit auch die Frage geklärt wäre, ob Kakerlaken schwimmen können. Der Malaysier rief zu mir: „kill kill kill“ aber ich dachte nicht daran. Vielleicht will ich mal Buddhistin werden, wie sieht denn das dann aus. Dem Malaysier schien sein Karma egal zu sein und tötete Onkel Paul, Tante Erna, John, Augusta, Lord Helmchen und wie sie nicht alle hießen. Ich komme nicht umhin mich zu fragen, was wäre, wenn die Kakerlake mit den gleichen Charakterzügen flauschig wäre und runde Glubschaugen hätte? Ich bin der Meinung sie wird in unserer Gesellschaft diskriminiert. Ein Rudel Schmetterlinge richtet bestimmt mehr Schaden an als, so eine kleine knusprige Kakerlake. Mag sich jmd. dieser Diskussionsrunde anschließen? Irgendwer? Nein? Gut. Da können wir das eben so nicht mehr machen.

Little India

Da ich schon einmal in der Nähe war und mir Jo’s Bruder Little India empfohlen hatte, entschloss ich mich im Restnieselregen nach Little India zu spazieren. Ich stiefelte an den kleinen chinesischen Ständen und Fressbuden vorbei und kam schließlich auf der Straße raus, wo ich dachte sie läge in der anderen Richtung. Was für eine Überraschung. Ich checkte noch mal kurz die Karte, vergewisserte mich bei einem Passanten, dass ich jetzt auch wirklich in die richtige Richtung laufe, doch und es ist mir auch langsam ein Rätsel, lief ich komplett falsch. Theoretisch sind es von Chinatown nach Little India nur 15 Minuten. Doch ich musste 20 Minuten laufen die MRT (U-Bahn) nehmen und 2 mal umsteigen um anschließend 15 Minuten fahren.

In Little India angekommen (Mama, du überspringst jetzt bitte diesen Absatz) stiegen mit mir ein Dutzend Inder (Männer) aus und tausend kamen mir entgegen. Langsam fing ich über den Namen „Little India“ nachzudenken. Ich tingelte mit meinen blonden offenen Haaren und meinem neuem, an diesem Ort definitiv zu kurzem Kleid zum Ausgang und schon bald, wurde ich von einer indischen Männergruppe umzingelt. Sie schnüffelten und betatschten meine Haare und wollten, wissen wer ich bin. Sie erinnerten mich an die Kakerlaken und ich dachte an des Malaysiers Worte. Ich verließ mich auf meine Intuition und schlug kurzerhand theatralisch den Rückweg in die sichere U-Bahn ein.
Little India – nein Danke.

Ankunft in Auckland

Nach meinem wirklich äußerst angenehmen Flug – 2 Sitze am Fenster für mich allein, toller Service und leckeres Essen – habe ich bis über beide Ohren gegrinst, als ich in Auckland angekommen bin. Ich hätte das viellicht lassen sollen. Ich glaube, die Security dachte ich hab Drogen genommen. Ich musste eine Stunde auf dem Flughafen bleiben, ich wurde gefilzt, desinfiziert, von Drogenhunden beschnüffelt, inspiziert und ausgefragt.

Ich war, sagen wir es so, leicht genervt und mein Grinsen entwickelte sich zu Angela Merkels bezauberndsten Lächeln. Ich versuchte mir nicht die Laune verderben zu lassen, holte mir einen viel zu teuren Kaffee, informierte mich wie ich zum Hostel komme und stieg in den Bus. Ich sagte dem Busfahrer wo ich hin will, gab ihm 16,- und ich kam mir mit meinem Backpack und meinen Kopfhörern unglaublich cool vor. Ohne meine Coolness zu verlieren, stieg ich an besagter Haltestelle aus, um in den „Link Bus“ zu wechseln. Ich fragte noch 2 Mal nach, ob ich wirklich richtig bin und stieg ein. Der Busfahrer war leider nicht d’accord und wollte erneut 16,- von mir. Interessanter Weise konnte er sich an mich nicht erinnern, obwohl ich auf der Hinfahrt direkt hinter ihm saß, ihn mehrmals mit Fragen löcherte und versuchte einen Deutschen Witz zu machen…. Als er mich erneut abkassieren wollte, hab ich ihn mit meinem Hundeblick angesehen und gemeint, dass ich doch nur ein Zuhause suche. Er ließ musste lachen, winkte mich durch und da saß ich wieder. Im selben Bus. Richtung Flughafen. Selbst ich mit dem Orientierungsinn einer Miesmuschel bemerkte, dass das so nicht stimmen kann und watschelte erneut zum Herrn Busfahrer. Dieser konnte sich nicht an mich erinnern.
Ich erklärte ihm erneut, dass ich nur in mein Hostel will und zeigte ihm dem Weg auf der Karte und natürlich war ich komplett falsch. Herr Busfahrer hatte Mitleid mit mir und gab mir mein Geld zurück, weil er dachte ich habe 2 Mal gezahlt und erklärte mir welchen Bus ich nehmen muss. Ich wackelte zur anderen Haltestelle und ich hasste mein Backpack und diese blöden blöden Kopfhörer.

Nachdem ich mit dem zweiten Bus eine Stunde durch halb Auckland gefahren bin, stellte sich heraus, dass ich an der Bushaltestelle, an der ich eingestiegen bin, wieder aussteigen musste. Ab diesem Moment habe ich Auckland verflucht und erreichte mit meinen von meinem Backpack blaufleckigen Armen vor mich hin grummelnd und mürrisch mein Hostel. Wieso muss ein Backpacker ein Backpack haben, was ist so falsch an Rollkoffern?
Natürlich hatte das Hostel Mittagspause – so 3 Stunden. Cool. Zum Glück durfte ich im Innenhof warten und als ich mich endlich entspannen konnte, wurde die Stille von den zarten Klängen eines Windspiels gestört. Nach ca. 30 Stunden auf den Beinen und innerlichen Nervenzusammenbrüchen, wirkt so ein Windspiel eher entgegen jeglicher Entspannung, forcierte jedoch die innerliche Anspannung. Ich habe es gehasst.
Ich versuchte das Metallgestänge mit Klebeband zu fixieren und stellte fest, dass ich zuwenig Klebeband hatte. Ich verschob die Gestänge, ich wackelte, zog und schob – nichts. Ich gab auf.

Aufeinmal klingelte es an der Tür und als ich öffnete stand Louise aus Manchester vor mir. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass wir die nächste Zeit auf engstem Raum miteinander leben werden.

 

 

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4 Kommentare

  1. Liebe Isa,
    voller Ungeduld warte ich auf Deine Berichte. Die sind so lustig und wirklich Buch reif, vielleicht hast Du auch schon daran gedacht. Ich wünsche Dir und Luise weiterhin großes Abenteuer und Leben pur.
    Bussi Tante Birgit

    1. 😀 Danke meine Liebe… ich glaube, du wärst die einzige Kundin für mein Buch, aber wenn du mir 1 Mio. abkaufst, geht das klar. Dickes Kussl und fühle dich gedrückt!

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